Warum ist Gin in?
Noch vor ca. 10 Jahren trank kaum jemand Gin. Wodka war klar der Platzhirsch, aber mittlerweile ist Gin in aller Munde. Ich wollte herausfinden, warum Gin eine solche Renaissance feiern konnte.
Hier sind meine ganz subjekten fünf Gründe, warum es ausgerechnet der Gin zum Trendgetränk schlechthin schaffte.
1. Gin hat eine lange Geschichte
Storytelling ist besonders bei Genussmitteln sehr wichtig. Gin kann dabei auf eine lange und bewegte Geschichte voller Andekdoten, Mythen und Wendungen zurückblicken. Als ich z.B. einen Gin-Destillierkurs in Edinburgh besuchte, verbrachte unser Kursleiter einen Großteil der Zeit damit, uns mit kurzweiligen Geschichten aus ca. 800 Jahren Gin zu versorgen. Hier sind einige meiner Highlights aus der bewegten Geschichte.
2. Gin ist geschmackvoll
Einer der Gründe für die Popularität von Wodka ist, dass die Spirituose fast frei von Eigengeschmack ist. Besonders wenn Wodka mit Säften, Sodas, Limonaden oder anderen Sprituosen/Likören gemischt wird, schmeckt man ihn so gut wie gar nicht. Lange Zeit wolten viele Cocktailtrinker in Bars oder Klubs Cocktails trinken, bei denen der Alkohol nicht zu schmecken ist. Allerdings gibt es seit einigen Jahren - nicht nur im Spirituosen- und Cocktaikbereich, sondern auch bei vielen anderen Lebens- und Genussmitteln - einen Trend hin zu Produkten mit Geschmack und einem eigenen Charakter. Mit den vielen geschmacklichen Ausprägungen, die ein Gin dank der individuellen Mischung der Botanicals (lest hier, was Botanicals eigentlich sind), bietet er Trinkern geschmackvolle Aromenreisen.
3. Gin ist vielseitig
Gin ist ein Traum für Barkeeper. Neben vielen klassischen Cocktail-Rezepten, die für Gin existieren, lässt sich wunderbar mit der Wacholder-Spirituose experimentieren. Dies liegt wiederum am komplexen Aromenspektrum, das sich in verschiedenen Ginsorten befindet. So lassen sich Gins mit unzähligen Spirituosen, nicht-alkoholischen Mischgetränken, Früchten, Gewürzen etc. mixen.
4. Gin befriedigt sowohl das Bedürfnis nach weiter Welt als auch nach Regionalität
Gin kam zuerst wieder auf die Karte ambitionierter Spirituosenfans, weil es in den 1990er Jahren das Bedürfnis nach Exotischem und nach Ferne befriedigte. Nicht umsonst hieß der erste Premium Gin in den 1990er Bombay Sapphire. Aber nicht nur der Name, sondern auch das Etikettendeisgn und die exotischen Botanicals aus Fernost gaben diesem Gin den Geschmack der weiten Welt.
In den letzten Jahren wurde "Regionalität" zu einem der wichtigsten Trendthemen bei allen Lebensmitteln. Dies machte auch beim Gin nicht halt. Und auch hier hat Gin einen entscheidenen Vorteil. Denn jeder Gin-Brenner kann seiner Spirituose durch den Einsatz lokaler Botanicals eine regionale Note geben. So beinhaltet der spanische Gin Mare mediterrane Kräuter wie Rosmarin, der Helsinki Dry Gin finnische Preiselbeeren oder der Monkey 47 aus dem Schwarzwald Fichtensprossen und Blüten von Schwarzwälder Akazien.
Kein Wunder, dass es mittlerweile quasi aus jeder Stadt und Region einen Gin mit Lokalkolorit gibt.
5. Gin geht schnell
Seit einigen Jahren boomen Startups für Lebensmittel. Besonders bei Quereinsteigern sind Existenzgründungen im Food-Bereich beliebt. Dieser TRend macht auch nicht vor Spirituosen halt. Wenn nun ein Gründer überlegt, welche Spirituose er produzieren soll, wählen die meisten Gin und nicht zum Beispiel Rum oder Whisky, obwohl die beiden auch sehr beliebte Spirituosen sind. Sie haben Gin gegenüber allerdings einen entscheidenden Nachteil für Startups. Bei Rum und Whisky muss man leicht fünf bis zehn Jahre warten, bis man etwas verkaufen kann. Das macht als Existenzgründer natürlich nicht sonderlich viel Spaß. Gin dagegen geht schnell. Sobald man ein Rezept, die Zutaten und den Zugang zu einer Destillerie-Anlage hat, dauert es nur wenige Wochen bis die ersten Flaschen auf den Markt gehen können.