Probe der neuen Olivenöle

Über eine Woche standen die kleinen Medizinfläschchen schon in meinem Regal und warteten darauf, endlich verkostet zu werden.

Leider hatte auch mich die Grippe dieses Jahr fies erwischt, sodass ich mich in Geduld üben musste, bis ich die neuen Olivenöle der letzten Ernte probieren konnte. Auch wenn ich immer noch ein bisschen verschnupft und so mit eingeschränktem Riechvermögen ausgestattet bin, wollte ich die Öle heute unbedingt testen.

Wie in meinem Artikel "Ein Gespräch über Olivenernte" bereits geschildert, ist die letzte Olivenernte in vielen Teilen des Mittelmeerraums (speziell Italien) eine katastrophalausgefallen. Deswegen wird es in 2015 auch mindestens eine Änderung im TRY Olivenöl Set geben. Anstatt meines geliebten sizilianischen Olivenöls, das dieses Jahr leider in zu kleinen Mengen erhältlich ist, wird ein Olivenöl aus Kampanien in der Box sein. Zudem ist mein Olivenölpartner zait auch immer noch in Gesprächen mit dem Produzenten in Alentejo. Auch hier ist noch nicht gesichert, ob wir genügend Öl erhalten werden.

Die Olivenöle im Test

Aufgrund der geschilderten Probleme habe ich vier Öle zum Testen erhalten: Kooperative Cabacés aus Katalonien (Arbequina Olive),Gebrüder Melabianakis aus Kreta (Psiloelies Olive), Maria Provenza aus Kampanien (Rotondella & Frantoio Oliven) und Michele Galantino aus Apulien (Coratina Olive).

Zum Verkosten habe ich mir ein Whiskeyglas genommen, da sich die bauchige Form prima eignet, um die Nase tief hineinzustecken und das Aroma aufnehmen zu können. Zwischen den Proben habe ich etwas Naturjoghurt zum Neutralisieren genommen.

Meine Analyse der Olivenöle:

Katalonien (Kooperative Cabacés): Der Geruch erinnert mit dem Duft nach frischem Gras an eine Frühlingswiese. Im Mund spüre ich auch zuerst die grasigen Noten, zu denen sich dann helle Früchte gesellen. Nach hinten erhält das Öl mehr Fülle. Es bekommt etwas von frischer, roher Mandel. Insgesamt ist es gewohnt mild und ein tolles Einsteigeröl, geschmacklich aber interessanter als im letzten Jahr!

Kreta (Gebrüder Melibianakis): Wieder Gras in der Nase; hier aber im Vergleich zum katalonischen eher eine Sommerwiese. Im Mund schmecke ich Artischoke und - typisch für dieses Olivenöl - ein bisschen unreife, grüne Banane. Im Abgang Noten von Bittermandel. Das Olivenöl ist unbändiger und ein bisschen intensiver als im letzten Jahr.

Kampanien (Maria Provenza): Als Ersatz für mein Lieblingsöl hatte es das kampanische Olivenöl nicht leicht. Umso glücklicher war ich, nachdem ich es verkostet habe! Es ist ebenfalls ein schönes mittel-intensives Olivenöl. Ähnlich wie das sizilianische hat auch dieses Öl sowohl Noten von Gemüse als auch von Früchten. Dieses gepaart mit einem angenehm intensiven Abgang sorgt für ein komplexes aber gut ausbalanicertes Olivenöl. "Da passiert sehr viel im Mund", war mein erster Gedanke beim Probieren.

Apulien (Michele Galantino): Die Seele Apuliens (wie die Coratina Olive genannt wird) enttäuscht auch in diesem Jahr nicht. Es kommt gewohnt kräftig und laut daher. Gleich als erstes schmeckt man ganz deutlich junge, frische Oliven. Trotz der deutlichen Bitternoten schafft es Michele Galantino mit Hilfe von Fruchtnoten (vor allem Apfel) ein Öl zu kreieren, das nicht einfach nur scharf und bitter, sondern eine vollmundige, intensive Geschmacksoffenbahrung ist.

 

Mein Fazit:

Auch wenn die Ernte quantitativ mau ausgefallen ist, so können wir uns wieder auf wunderbare Öle freuen. Insgesamt finde ich die getesteten Öle geschmacklich besser als im vorherigen Jahr. Nun müssen wir nur noch ein tolles Olivenöl aus Alentejo erhalten und das Jahr ist gerettet.

Ab Ende April wird es das TRY Olivenöl Set mit den neuen Olivenöle geben!